Kath Kirche St. Sebastianus. Filialkirche zu Altbessingen

Realschematismus W., S.34. - Bundschuh II, 280.

Geschichte

Die Kirche wurde 1786-1787 neu gebaut. (Über dem Chorbogen Chronistichon, welches die Jahreszahl 1787 ergibt.) Den Riß fertigte Oberstleutnant Fischer von Würzburg. Der Bau wurde von dem Baumeister Stofflet aus Höllrich begonnen und von Anton Wirst aus Grafenrheinfeld beendet. Die Baukosten beliefen sich auf 9000fl.

Der Hochaltar wurde 1792 vom Schreiner Andreas Schmitt aus Eussenheim und Bildhauer Jörg Schäfer aus Karlstadt um 320fl. geliefert. Letzterer wird als Schüler des berühmten Peter Wagner bezeichnet.

1832 wird die Kanzel geschaffen. Sie stammt ebenfalls von den Brüdern Schäfer aus Karlstadt. Die Kanzel wurde gestiftet von der ehrbaren Witwe Anna Dorothea Reitz aus Gauaschach. Die Kanzel wird gefaßt vom Vergolder Michael Klüpfel aus Thüngersheim. So steht auf dem Buch des Evangelisten Markus in lateinischer Sprache:

"Im Jahr unseres Herrn, am 27.April 1832 nach Christi Geburt, wurde diese geschaffene Kanzel eingebracht, gestiftet von der ehrbaren Dorothea Reitz, Witwe in Gauaschach unter dem Kaplan Joh. Wend. Loeffler zur Ehre Gottes. Die Schöpfer waren die Brüder Schäfer aus Karlstadt und der Vergolder Michael Klüpfel aus Thüngersheim. Gott segne die edle Wohltäterin."

1833/34 Neuer Beichtstuhl nach vorliegenden Zeichnungen, geschaffen vom Schreinermeister Ziegler aus Gauaschach

1839 wird der Hochaltar nach 47 Jahren endlich vom Vergolder Michael Klüpfel aus Thüngersheim gefaßt.

1850/51 werden die alten Seitenaltäre (noch aus der alten Kirche stammend und nicht zum Hochaltar passend) entfernt und vom Schreinermeister Mehling aus Rothenfels neue Seitenaltäre gebaut. Sie sollten bereits 1840 nach vorliegenden Zeichnungen gebaut werden. Die Gauaschacher Schreiner wagten sich jedoch nicht an diese Arbeit. So steht im Protokollbuch:

Gegenwärtig: Gemeindevorsteher Schmitt, Gemeindeschreiber Lampert, dann die Strichlustigen.

Unter dem Heutigen wurden nach vorhergehender Einladung an die hiesigen Schreiner durch den Ortsvorsteher im Auftrage der Kirchenverwaltung nachstehende Schreinerarbeiten unter folgenden Bedingungen an den wenigstnehmenden öffentlich versteigert:

1) Die Erbauung zweier Nebenaltäre mit Ausnahme der Antipedien nach Zeichnung Nr.1

2) Die Aufstellung eines Kastens für die Aufstellung des Muttergottesbildes nach Zeichnung Nr.2 vorbehaltlich der Curatelgenehmigung

3) Müssen die Zeichnungen genau eingehalten werden, widrigenfalls die Arbeit nicht angenommen werden kann.

4) Müssen ganz ausgetrocknete Bretter verwendet werden

5) Muß die Arbeit binnen 2 Monaten vom Tag der erfolgten Genehmigung anfangend geleistet werden.

6) Wird die Zahlung nach gestellter und gut geleisteter Arbeit geleistet.

Nachdem das Streichprotokoll vorgelesen und die Zeichnungen zur Einsicht der Schreiner gelangt waren, wurde zum Striche geschritten.

Es wurde kein annehmbares Gebot gelegt, daher man den Strich beschloß

Lampert, Gemeindeschreiber

1857 Fassen der neuen Seitenaltäre durch den Maler Müller aus Arnstein und den Vergolder Bock aus Lohr. Im gleichen Jahr Nische und Holzkasten für die Muttergottesstatue im Altarraum.

1860 Königlich Bayerische Baubehörde in Schweinfurt:

Aus dem Protokollbuch der Kirchenverwaltung Gauaschach vom 6. November 1860

... Das Resultat dieser Besichtigung ist folgendes:

"Die Kirche ein ansehnliches und verhältnismäßig hübsches Gebäude, ist wohl seit Anfang dieses Jahrhunderts nicht mehr repariert worden und erscheint deshalb als herabgekommen, sehr vernachlässigt...

... Die äußere Mauerfläche hat ihren Putz zum Teil verloren und ist das Mauerwerk den Witterungseinflüssen preisgegeben. An manchen Stellen ist dem Regen der Zugang zu dem inneren Teil des Gebäudes nicht verwehrt und zerstört Wasser und Frost das Mauerwerk wie die Holzteile. Alle Türen sind gänzlich verwittert und unbrauchbar keines Anstriches mehr wert.

1862 In diesem Jahr war ebenfalls eine Restauration. Es sind aber keine genauen Einträge vorhanden.

1886/87 Restauration mit Umbau der Orgel. Aus dieser Zeit fehlen die Rechnungen als auch die Einträge im Protokollbuch. So kann man nur an der Orgel erfahren und ablesen, was damals mit dem Instrument gemacht wurde.

1897 Restauration - es fehlen ebenfalls die Rechnungen und Einträge. Wohl in diesen Jahren hat man der Kirche den Stil der Romantik aufgeprägt: bunte Glasfenster - gelbe Ölfarbsockel an Orgel, Empore und Wänden. Diese Arbeiten wurden im Jahr 1920 vom Denkmalamt als unglückliche Restaurierung bezeichnet. (Aufzeichnungen im Pfarrarchiv nach Mitteilung von Herrn Kaplan A. Kirchner.)

1908 Die Kirchenverwaltung beschließt einen neuen Bodenbelag aus rotem Sandstein in die Kirche zu legen.

1920 Renovierung des ganzen Gotteshauses: Raumschale, Altäre, Kanzel, Stationen und Orgelgehäuse durch Kirchenmaler Karl Spiegel aus Sulzthal. So steht auf dem Buch des Evangelisten Lukas an der Kanzel in lateinischer Sprache:

"Im Jahr 1920 gab die Gemeinde Gauaschach Karl Spiegel aus Sulzthal den Auftrag dieses Gotteshaus zu renovieren. Der Seelsorgsgeistliche dieser Zeit war Expositus Eduard Schneider."

1957 Renovierung des Gotteshauses: Altäre, Kanzel, Orgelgehäuse durch Kirchenmaler Ernst Benkert aus Sulzthal.

1980 Außenrenovierung der Kirche mit Dachausbesserungen durch die baulastpflichtige Stadt Hammelburg

1983/84 Heizungseinbau, Heizungskeller, Kamin erneuern, Heizkanäle

1984/87 Innenrenovierung: Bodenbelag, Bankpodeste, Ausbesserung der Kirchenbänke und der Emporenaufgänge, Stuckdecke und Raumschale

1987/90 Innenrenovierung: Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel, Emporenbrüstung, Figuren, Bilder, Altarumgestaltung

1989 Restaurierung der historischen Denkmalorgel

1990 Dachdecken mit rotem Kirchenbieber

 

Beschreibung

Nach Westen gerichtet. (Grundriß Fig. 47.) Eingezogener dreiseitig geschlossener Chor mit einem Joch. Sakristei südlich davon. Das Langhaus umfaßt vier Fensterachsen. Im Chor Kreuzgewölbe und Kappenschluß, im Langhaus Spiegeldecke. Das Langhaus ist an den östlichen Ecken im Innern, der Gewohnheit des Rokkoko gemäß abgerundet. Turm an der Westseite in der Mittelachse, halb in das Langhaus einbezogen. An der Westfassade ist die Wand gegen das Turmrisalit angeschweift. Turmrisalit und Seitenteile an den Ecken durch Pilaster betont die Wände durch Nischen mit Figuren belebt. Die Seitenflügel sind durch Voluten mit dem Turm verbunden. Das Mittelrisalit hat zwei Geschosse und ist durch einen Dreiecksgiebel geschlossen. Darüber das Turmobergeschoß. Gut geformte, birnenförmige Kuppel.

Stukkaturen.

Die Decke des Langhauses ist mit klassizistischen Stukkaturen geschmückt: Felderteilung mit Kassettenmotiven und Festons. Über den Fenstern Aufsätze.

Einrichtung.

Hochaltar. Klassizistischer Aufbau mit sechs Säulen. An Stelle eines Altarblattes Kruzifix, seitlich, zwischen den Säulen vier Statuen. An den Säulenstühlen Reliefmedallions.

Kanzel. Runder Korpus mit den Figuren von drei Evangelisten; der vierte auf dem runden Schalldeckel. Am Korpus außerdem Relief der Schlüsselübergabe. Aus der Zeit des Hochaltares

 

Orgel

Im Jahre 1738 wurde die Orgel vom Würzburger Hoforgelmacher Johann Philipp Seuffert für die Dominikanerinnenklosterkirche St. Marx in Würzburg gebaut. 1803 nach der Säkularisation dieses Klosters wurde die Orgel als ehemaliges Klostergut billigst für 160 Gulden nach Gauaschach verkauft. 1886 ist die Orgel von den Gebrüdern Dietmann aus Schwanfeld tiefgreifend verändert und umgebaut worden. Der helle barocke Klang wurde der Orgel genommen und durch Einfügung von vier anderen Registern wurde der Orgel die dunklere Klangcharakteristik der Romantik gegeben. Weil die Orgel ein historisches Werk von hohem Denkmalwert mit hohem Originalpfeifenbestand ist, wurde sie nach Weisung des Denkmalamtes von der Orgelbaufirma Otto Hoffmann aus Ostheim/Rhön total restauriert und dabei wieder in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt. Dabei wurden die 1886 entfernten Seuffert-Register nachgebaut und wieder eingefügt, so daß man die Orgel heute nahezu als Seuffert-Original bezeichnen könnte.

Bei den Restaurierungsarbeiten 1989/1990 wurde sichtbar, wie Seuffert seine Register ursprünglich plaziert hatte und was die Gebrüder Dietmann 1886 alles verändert hatten. Dem Empfinden der Romantik entsprechend baute Dietmann zwei neue dunkler klingende Achtfußregister ein, die natürlich viel mehr Platz als auch Orgelwind brauchen, zusammen mit dem Vierfußregister "Flauto amabile". Dafür entfernte Dietmann die wenig Platz brauchenden hell klingenden Register Cimpal ½`, die Waldflöte 2´ und die nicht den vollen Tonumfang einnehmende Piffara 8`.

Durch diese wesentliche Veränderung mußte eine tiefgreifende Umstellung auf der Windlade erfolgen, um die mehr Platz brauchenden neuen Register aufstellen zu können. Dadurch standen die Orgelpfeifen von jetzt an so eng, daß es gerade noch an der Grenze des Ansprechens war.

Nach der Weisung des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege wurden bei der Restauration der Orgel die Dietmann Register wieder ausgebaut. Sie müssen als Zeugnis aus dem Jahr 1886 sorgfältig in Pfeifenkisten verpackt auf dem Dachboden der Kirche verwahrt werden. Die jetzt fehlenden drei ursprünglichen Seuffert Register wurden der Klangcharacteristik des Barock entsprechend nachgebaut und wieder in die Orgel eingesetzt, so daß man sagen kann: Die Orgel ist jetzt sowohl in der Bauweise des Orgelgehäuses, in der veränderten Position der Klaviatur, in den einzelnen Registern und ihrer Aufstellung, wie auch in ihrem hellerem barocken Klang wieder Seuffert Original. Das Besondere an dieser 252 Jahre alten Denkmalorgel ist, daß noch ein sehr hoher Originalpfeifenbestand von Seuffert vorhanden ist. Die Orgelpfeifen haben die lange Zeit überstanden, obwohl sie dünnwandiger sind, als Orgelpfeifen unserer Zeit.

Aufstellung der Register auf der Windlade

Manualwind-lade von vorne 1738 Johann Philipp Seuffert

1989/90 Restauration

1886 Umbau durch Gebrüder Dietmann
Stock 1 Prinzipal 4´ Prinzipal 4´
Stock 2 Prästant 8´ Prästant 8´
Stock 3 Quinte 3´ Geigenprincipal 8´
Stock 4 Waldflöte 2´ Hohlflöte 8´
Stock 5 Oktave 2´ Oktave 2´
Stock 6 Mixtur 1´ 4 fach Mixtur 1´ 3 fach (von Dietmann verkürzt)
Stock 7 Cimpal ½´ 2 fach Quinte 3´
Stock 8 Gamba 8´ Flauto amabile 4´
Stock 9 Piffara 8´ Gamba 8´
Stock 10 Solicional 8´ Solicional 8´
Stock 11 Kopl 8´ Kopl 8´