Heinrich IV.
(Heiliges Römisches Reich), (1050-1106), König (seit 1056), Kaiser
(1084-1106), Sohn Kaiser HeinrichsIII. aus dem Hause der Salier. Bereits
1054 zum König gewählt, trat Heinrich nach dem Tod seines Vaters
1056 dessen Nachfolge an. Für ihn führte zunächst seine
Mutter, Agnes von Poitou, die Regentschaft; 1062 zwang Erzbischof AnnoII.
von Köln durch die Entführung des jungen Königs dessen Mutter
zum Rücktritt; die Regentschaft übernahmen nun Anno selbst und
Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen.
Nachdem Heinrich 1065 selbst die Regierung übernommen hatte, war
es sein vordringliches Ziel, die durch die Regentschaft der Fürsten
stark geschwächte Königsmacht wieder herzustellen. Sein Versuch,
die Sachsen wieder seiner Herrschaft zu unterwerfen, schlug zunächst
fehl: 1073 musste er aus der Harzburg fliehen und wenig später auch
in die Schleifung der königlichen Burgen im Harz einwilligen. Am 13.Juni
1075 beendete er mit seinem Sieg über die Sachsen an der Unstrut den
sächsischen Aufstand.
Die Auseinandersetzung mit dem Papsttum, die Heinrichs Politik in der
Folge bestimmen und die im Investiturstreit gipfeln sollte, nahm 1073 ihren
Anfang: Heinrich geriet über die Besetzung des Erzbistums Mailand
in Konflikt mit Papst AlexanderII. Unter Alexanders Nachfolger GregorVII.
kam es kurzfristig zu einer Annäherung zwischen König und Papst;
aber nach der Niederschlagung des sächsischen Aufstands verschärften
sich über der Investiturfrage die Spannungen wieder. 1075 verbot Gregor
ausdrücklich die Laieninvestitur und drohte Heinrich schließlich
mit der Absetzung, woraufhin Heinrich den Papst 1076 von der Synode von
Worms absetzen ließ. Gregor antwortete mit der Verhängung des
Banns über Heinrich und löste Heinrichs Untertanen von ihrem
Treueeid gegenüber dem König. Die Bischöfe und Fürsten
des Reiches fielen zum großen Teil vom König ab und forderten
auf dem Fürstentag von Tribur seine Absetzung, sofern es ihm nicht
gelänge, sich vom Bann zu lösen und mit dem Papsttum auszusöhnen.
Heinrich ging daraufhin nach Italien und erreichte am 27.Januar 1077 in
Canossa die Lösung vom Bann.
Obwohl Heinrich damit den Forderungen der Fürsten Genüge
getan hatte, wählten sie im Februar 1077 Herzog Rudolf von Schwaben
zum Gegenkönig. In der folgenden Auseinandersetzung um die Krone konnte
sich Heinrich durchsetzen; aber nach seinem Sieg über Rudolf wurde
er im März 1080 erneut vom Papst gebannt. Daraufhin setzte Heinrich
Papst Gregor ab und brachte, unterstützt von der Mehrheit der deutschen
und italienischen Bischöfe, den Erzbischof Wibert von Ravenna als
KlemensIII. auf den Papstthron. 1081 zog Heinrich nach Italien, besetzte
1083 Rom und ließ sich 1084 von Klemens zum Kaiser krönen. Zurück
in Deutschland, gelang es ihm, auch Rudolfs Nachfolger als Gegenkönig,
Hermann von Salm, zu überwinden; 1088 zog sich Hermann, von einem
Teil seiner Anhänger verlassen, aus der Reichspolitik zurück.
1090 unternahm Heinrich einen zweiten Italienzug. Hier sah er sich
einem Bündnis von Welfen, lombardischen Städten und Normannen
gegenüber, an dessen Spitze Heinrichs ältester Sohn Konrad als
neuer Gegenkönig stand und das ihn von 1093 bis 1096 in Oberitalien
einschloss und an der Rückkehr nach Deutschland hinderte; erst nach
seiner Aussöhnung mit den Welfen konnte Heinrich 1097 nach Deutschland
zurückkehren. 1098 ließ er Konrad ächten und seinen zweiten
Sohn, den späteren HeinrichV., zum König wählen. 1104 erhob
sich jedoch auch HeinrichV. gegen seinen Vater, brachte ihn in seine Gewalt
und zwang ihn zur Abdankung. Im Februar 1106 konnte Heinrich fliehen; er
starb am 7.August 1106, bevor er eine Entscheidung im Konflikt mit seinem
Sohn hatte herbeiführen können. Heinrich wurde erst 1111 in der
Grablege der Salier, dem Dom zu Speyer, der unter seiner Herrschaft fertig
gestellt worden war, bestattet, nachdem er vom Bann gelöst worden
war.
Eine Aussöhnung mit dem Papsttum war nicht mehr zustandegekommen;
Heinrich hatte es abgelehnt, Eingriffe seitens des Papsttums in seine Verfügungsgewalt
über die Reichskirche hinzunehmen; das Reformpapsttum auf der anderen
Seite bestand weiterhin auf seinem Verbot der Laieninvestitur. Erst 1122
einigten sich Papsttum und Königtum im Wormser Konkordat auf einen
Kompromiss.