Karl II., der Kahle

(von Frankreich), (823-877), König des Westfränkischen Reiches (seit 840/843) und Kaiser des Römischen Reiches (875-877). Karl wurde als vierter Sohn von Kaiser Ludwig I., dem Frommen, und dessen zweiter Gemahlin, der Welfin Judith, in Frankfurt am Main geboren. 817, also noch vor Karls Geburt, hatte Ludwig I. die Aufteilung seines Reiches unter seine drei Söhne Lothar I., Ludwig II., dem Deutschen, und Pippin von Aquitanien festgelegt; wohl auf Betreiben Judiths, die ihrem einzigen Sohn aus ihrer Ehe mit Ludwig ein Königreich sichern wollte, erhielt Karl entgegen dieser Regelung 829 das Herzogtum Schwaben, woraufhin sich seine Halbbrüder gegen ihren Vater erhoben. Als Ludwig I. 840 starb, herrschte Karl im westlichen Teil des Frankenreiches. Lothar suchte diese neue Teilungsregelung zugunsten der von 817 zu revidieren; es kam zum Krieg zwischen Lothar einerseits und Karl und Ludwig dem Deutschen andererseits. Der Krieg endete 843 mit dem Vertrag von Verdun, in dem Karl das westliche Reichsdrittel zugesprochen wurde, das sich jetzt als Königreich Frankreich zu etablieren begann. Karl war ein schwacher Herrscher; der Adel wurde rasch unabhängig, und die Wikinger plünderten das Land, ohne dass Karl II. ihnen ausreichenden Widerstand entgegensetzte; stattdessen zahlte er ihnen Tribut. Nach dem Tod Lothars II., des zweiten Sohnes von LotharI., besetzte Karl 869 Lothringen, musste aber bereits im folgenden Jahr den östlichen Teil Lothringens an Ludwig den Deutschen abtreten. Nach dem Tod Kaiser Ludwigs II., des ältesten Sohnes von Lothar I., im Jahr 875 erhielt Karl Italien und wurde von Papst JohannesVIII. zum Kaiser gekrönt. Karls Nachfolger als König von Frankreich wurde sein Sohn Ludwig II.; der Kaiserthron blieb bis 881 unbesetzt.
Siehe auch Karolinger